Seitdem wir das erste Mal 2018 für unsere Projektarbeit nach Malawi gekommen sind, hat sich viel verändert – im Land aber auch für Humission.
Mittlerweile haben wir knapp 700 energiesparende Kochöfen in verschiedenen Dörfern rund um Benga gebaut, etwa 10 Studierenden Ihre Ausbildung ermöglicht, einen lokalen Direktor festangestellt, ein eigenes kleines Stück Land zur Erprobung nachhaltiger Methoden in der Landwirtschaft gekauft und in einem Pilotprojekt ca. 30 Systeme zur Herstellung nachhaltiger Biokohle finanziert. Zeit einmal inne zu halten und sich zur überlegen, wie es weiter gehen soll.
Da einige der ersten Öfen durch die Regenzeiten in Mitleidenschaft gezogen wurden, haben wir dieses Jahr während unseres Aufenthalts damit begonnen, etwa 60 von ihnen zu renovieren. Überwiegend organisiert von unserem lokalen Direktor Pascally Tambala, der zu
einer der wichtigsten Säulen unserer Arbeit vor Ort geworden ist. Gleichzeitig haben wir intensiv an der Planung eines großen Global Grant Projekts in Zusammenarbeit mit zwei Rotary Clubs aus Aachen und Lilongwe gearbeitet, um in den nächsten zwei Jahren das Biokohle- und Landwirtschaftsprojekt in größerem Maßstab umzusetzen. Hierzu haben wir uns mit potentiellen Begünstigten getroffen, mit Menschen gesprochen, die bereits an den Systemen arbeiten, Vertreter des Rotary Clubs in Lilongwe von unserer Idee überzeugt und die Regierung Malawis sowohl auf Distrikt- als auch Bundesebene ins Boot geholt. Viele produktive Gespräche, die uns und unsere Idee bekannt machen und weiter voranbringen können.
Mit der Erweiterung der Projektaktivitäten, muss auch eine Ausweitung unserer finanziellen Basis einhergehen. Vor allem frei verfügbares Geld, das für die Löhne unserer Arbeiter*innen vor Ort, die Instandhaltung bzw. den Neukauf eines für unsere Arbeit dringend benötigten Autos oder die Weiterentwicklung unseres Grundstücks dienen kann, ist immer wichtiger. Hierfür haben wir erstmals in größerem Umfang selber Kaffee aus dem Norden Malawis eingekauft, um diesen in Deutschland an Röstereien und über unsere eigene Marke „Tikondane“ verkaufen zu können.
Während vor allem in der Hauptstadt Lilongwe die Straßen immer breiter und Teile der Infrastruktur und Verwaltung immer moderner werden, merkt man auch auf dem Land die Wirkung der verschiedenen Entwicklungsprojekte diverser Akteure. Mehr Menschen können in Wellblech- statt Strohdächer investieren, um sich besser vor dem kommenden Regen zu schützen oder ihre eigene Mobilität durch ein Motorrad stärken. Andererseits merkt man auch in Malawi die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Verwerfung. Die Inflation ist hoch und wichtige Produkte wie Benzin, Medikamente oder Dünger werden dieses Jahr aufgrund fehlender Devisen extrem knapp sein. Während man für eine Tankfüllung auch gerne mal einen Tag an der Tankstelle steht, wird vor allem die Knappheit an Dünger die Landbevölkerung hart treffen. Wir helfen hier mit Lohnvorauszahlungen und einer höheren Produktion von Terra Preta bzw. der Ausbildung von Subsistenzfarmern, diese herzustellen um auch ohne Dünger genug ernten zu können und die eigene Familie zu ernähren. Bei allem Fortschritt den es gibt, darf man niemanden vergessen. Gerade die Ärmsten der Armen in diesem Teil der Erde werden in den kommenden Monaten besonders leiden und verdienen deshalb international besondere Aufmerksamkeit. Wir hoffen, hier einen kleinen Beitrag leisten zu können.
Valentin Amian, 1. Vorsitzender Humssion e.V.